Warum Humor auch zu Tod und Trauer gehört

Dominik Bartels beim Lese- und Poetry Slam Abend in der Rudolf-Dießel-Schule in Königslutter. Foto: Alina Brückner
Dominik Bartels beim Lese- und Poetry Slam Abend in der Rudolf-Dießel-Schule in Königslutter. Foto: Alina Brückner

Das Thema, unter dem der Lese- und Poetry  Slam-Abend mit Dominik Bartels am Samstagabend in der Rudolf-Dießel-Schule in Königslutter stand, hatte es in sich - "heute hier - morgen tot". Anlässlich des Welthospiztages, der jährlich am 2. Samstag im Oktober stattfindet, las Bartels Texte, in denen er selbst und Fremdautoren sich mit dem Thema Vergänglichkeit, Tod und Trauer auseinandersetzen. Mit den gesammelten Spenden unterstützt Bartels den Verein "Hospizarbeit Helmstedt".

 

Wer Dominik Bartels kennt, der weiß, dass sich viele seiner Texte vor allem durch Humor und Spitzfindigkeit auszeichnen. Und auch an diesem Abend bei den Themen Tod und Trauer vergaß Bartels trotz aller Ernsthaftigkeit seinen Humor nicht. Seine Textauswahl machte es den Besuchern leicht, sich ernsten Themen zu nähern und sich ihrer anzunehmen, ohne danach niedergeschlagen den Heimweg antreten zu müssen.

 

Zwischen all den gelesenen Texten baute der Autor immer wieder Geschichten ein, die er mit seinem Opa erlebt hat und verdeutlichte den Besuchern gleichermaßen, wie wertvoll die Erinnerung ist. Besonders humorvoll kam der Text "Der Tod" von Jörg Schwedler daher, der die Gedanken eines Mannes beschreibt, der angeschossen wird und sich nun überlegt, was in den letzten Sekunden vor seinem Tod geschieht. Er erwartet die große Rückblende auf sein Leben, wie es immer wieder beschrieben wird, macht sich aber letztendlich Gedanken über Schwalben und Spatzen und als welches dieser beiden Tiere er wiedergeboren werden könnte.

 

Doch Bartels hatte auch Ernsthaftes im Gepäck. "Die Zeit heilt alle Wunden" spielt auf die 90er Jahre in Nordirland an, in denen Bartels dort lebte und noch den Bürgerkrieg miterlebte. Es geht um die Kraft der Zeit und darum, dass sie eben nicht alle Wunden vollständig ausheilt, sondern im besten Falle den Umgang erleichtert. In "Süßkirschenohrringe" erzählt er von Frau Krüger, einer alten Oma, die er stets besuchte, wenn er auf der Insel Usedom war. Bartels betont, wie wichtig es ist, gerade diesen Menschen zuzuhören, denn sie haben spannende Geschichten zu erzählen und irgendwann gibt es vielleicht nicht mehr die Möglichkeit, diese zu hören.

 

Mit einer gekonnten Mischung aus Ernsthaftigkeit, Melancholie und Humor konnte Bartels die Zuhörer auf ganzer Linie überzeugen und stellte unter Beweis, wie tröstlich der literarische Umgang mit Tod und Trauer sein kann.

Mit einer Weisheit, die ihm sein Opa einst verraten hatte, entließ er sein Publikum: Manchmal im Leben kommt man an einer Klippe an einen Abgrund und stürzt ins Meer. Die Kunst ist es, wieder aufzutauchen und zu schwimmen. Denn das Leben ist schön.

Quelle: www.helmstedter-nachrichten.de (12.10.2015)